Gar nicht mehr lang und ich werde 50! Ich bin ja grundsätzlich eher Altersunempfindlich unterwegs, aber die 50 finde ich jetzt doch ein wenig abenteuerlich-ungemütlich. Deshalb habe ich schon vor einiger Zeit mit mir selbst vereinbart, dass ich mir die 50 nicht schön-gemütlich reden muss. Sie darf sich aufregend-abenteuerlich-ungemütlich anfühlen. Ich finde, dass hat meine 50 sich verdient. Die kommt ja schließlich nicht allein daher, sondern hat 49 gelebte Jahre bei sich. Da finde ich es (fast) angemessen, dass dieses Alter gewichtig und bedeutungsschwer daher kommt. Nun gut: Ich erlaube mir nun also schon seit Monaten, den üblichen und von vielen Seiten angebotenen Alters-relativierenden-Floskeln aus dem Weg zu gehen oder auszuweichen. Davon gibt es erstaunlich viele. Hier nur mal die gängigsten ausgelutschten Kein-Alter-Phrasen:

Man (und damit auch ich) ist nur so alt, wie man sich fühlt. Das Alter ist nur eine Zahl und 50 ist das neue 30. Außerdem werden wir nicht alt, sondern reif. Diese Reife ist dann übrigens verknüpft mit „perfekten Gedanken“, die wir statt einer „perfekten Figur“ haben und unsere Falten sind unbedingt der Beweis dafür, dass wir bis hierher viel zu Lächeln hatten. Ach ja, und als unwiderstehliche Frauen (die wir alle sind) bleibt unser Alter bei 39 stehen und wiederholt sich ab da nur noch jährlich. Und Männer werden im Alter interessanter. Wer nun Lust bekommen hat, ins endlose Sprüchemeer der Alters-Umdeutungen abzutauchen – einfach googeln – viel Spaß! Irgendwie ist die Losung an uns alle ausgegeben, dass eine Alterszahl und das Älterwerden keine Bedeutung haben darf.

Ich spüre sehr deutlich, dass ich meiner 50 nicht ihre Kraft, Bedeutung und vielleicht auch den Respekt, den ich vor ihr habe, nehmen möchte. Wenn ich, die mir entgegenkommende 50 einfach auf mich einwirken lasse, ohne sie weg und bedeutungslos zu denken, dann löst sie in mir einen Bis-hier-her-Impuls aus. Und da eine Erkenntnis aus meinen gelebten 49 Jahren ist, dass ich meinen Impulsen trauen darf -zack- folge ich nun dieser 50-Spur in mir. Bis-hier-her bedeutet auf 49 gelebte Jahre zu blicken und nicht 49 (das wäre dann doch zu viel des Guten!), aber zumindest einige Erkenntnisse, Erfahrungen und Einsichten aus diesen Lebensjahrzehnten gemacht, eingesammelt und mitgenommen zu haben. Das ist meine Wildsche-bis-hier-her-Ernte:

„Katjenka, mach echt viele „Inselbesuche – immer und ständig, Kurztrips und längere Erholungsaufenthalte, so oft du kannst! Trau dich ausgediente Inseln zu verlassen und neue zu entdecken. Sei eine Insel-Neuentdeckerin!“

Regelmäßige ICH-Besuche! Ich besuch mich selbst, setz mich zu mir und hör mir zu! Das ist manchmal echt nicht nur schön, aber notwendig. Schließlich lebe ich am allerliebsten mit MIR!

Das UND leben! Mein Leben und das was in mir ist, ist nicht immer stimmig, einheitlich und friedlich passend. In mir darf es unsortiertes, chaotisches und ver-rücktes geben. Das muss gar nicht weg!

„Trau dir selbst so gut es eben geht, Katjenka!“ Mutig und ängstlich dem Trauen was ich in mir spüre. Das ist schon echt ne krasse Lebens-Nummer!

Nö, ich muss gar nicht perfekt und fertig sein! Ich darf total unfertig-unperfekt sein. Und auch unbedingt mit 50!

Ich will unbedingt ECHT-FREI leben! Egal wie viel Mut und für mich Einstehen es dafür braucht.

Und: Ich LIEBE mein Leben! Das was ich für mich, gemeinsam mit einigen Main-Charakter-Originalen, für andere Menschen leben darf, ist einfach nur berührend-toll! An dieser Stelle mal DANKE an meine 49 Jahre 🙂

Hm, gar nicht übel für 49 gelebte Jahre – finde ich. Damit kann ich der 50 ruhig ein wenig grummelig entgegen gehen, um dann mit ihr gemeinsam die nächsten Wildschen Erfahrungen, Erkenntnisse und Einsichten einzusammeln. We will see…

© Katjenka Wild