Niemals hätte ich gedacht, dass ich diese Worte mal schreiben würde: Ich danke dem Wildschen Kaffeeautomaten für seine Arbeitsverweigerung! Und ebenfalls hätte ich vermutet, dass es eher unwahrscheinlich und schwierig ist, durch einen Kaffeeautomaten über Stunden, intensive Selbsterfahrung zu durchleben. Mit heute stelle ich fest: Selbsterfahrung mit einem Kaffeevollautomaten geht voll gut. Und: Ich verspüre tatsächlich das Bedürfnis mich für diese (unglaubliche) Erfahrung bei der Wildschen Maschine zu bedanken und ihr einen Blogbeitrag zu widmen.

Schon gestern Morgen hat der Wildsche Kaffeeautomat mir den dringend erforderlichen Kaffee ganz plötzlich und ohne Vorankündigung verweigert mit der Ansage: Bitte Brüheinheit reinigen und wieder einsetzen. Hm, höflich formuliert, trotzdem inakzeptabel. Also habe ich sehr souverän die
Pad-Kaffeemaschine aktiviert, die mir dann ohne Probleme den geforderten Kaffee zubereitet hat. Ha, da sieht der Kaffeevollautomat mal was er davon hat, wenn er so ne unfaire Nummer abzieht! Soweit so gut, habe ich also mir und dem Automaten eindrucksvoll bewiesen wie unabhängig und flexibel ich bin. Dumm nur, dass der Pad-Kaffee gar nicht so lecker schmeckt wie mein geliebter Kaffeeautomat-Kaffee.

Der/die lösungsorientierte Leser*in fragt sich jetzt vielleicht: Warum macht sie denn nicht einfach was der Kaffeevollautomat will? Eigentlich eine gute Frage. Der Wildsche Kaffeevollautomat, der Wildsche Ehemann und ich haben seit vielen Jahren eine sehr klare Aufgabenteilung: Der Automat macht einfach Kaffee, wenn ich auf den Knopf drücke. Das Maximale was er von mir einfordern darf ist: Wasser, Kaffeebohnen und das Ausleeren seines Kaffeesatzbehälters. Fertig! Der Wildsche Ehemann ist für alle Extravaganzen der Maschine Ansprechpartner. Reinigen, entkalken und alle paar Monate die Brüheinheit-Forderung. Vorausschauend wie der Wildsche Ehemann (nun mal) ist, hat er also vor dem Urlaub (von der Kaffeemaschine) unaufgefordert die üblichen Extra-Bedürfnisse des Vollautomaten bedient… Reinigen und Entkalken. Der Wildsche Ehemann ist schlau und weiß aus Erfahrung, dass es nicht günstig ist, wenn die Maschine sich traut mir die Kaffeezufuhr zu verweigern, wenn sie mit mir alleine ist. Ich finde mit dieser Antwort ist die lösungsorientierte Frage ausreichend beantwortet.

Heute Morgen habe ich also nochmals bedauernd die Pad-Maschine meinen Kaffee zubereiten lassen. Weiterhin leider ohne geschmackliche Begeisterung. Dann ganz plötzlich und mich selbst überraschend hat mich ein Schub von Abenteuerlust und Vertrauen in meine unentdeckten Fähigkeiten gepackt und ich hab mir gesagt: „Katjenka, das kannst du doch selbst! Ganz bestimmt. Das wird toll. Du machst Mal was ganz Neues und danach fühlst du dich toll. Du wächst über dich hinaus. Das muss doch auch ohne Wildschen Ehemann gehen.. Und YouTube gibt es ja auch.“ Mit diesem wagemutigen Entschluss begann dann auch die Selbsterfahrung. Hier nun meine Erkenntnisse aus einigen Stunden „Bitte Brüheinheit reinigen und wieder einsetzen“:

Ich weiss jetzt eine ganz Menge über den Wildschen Kaffeevollautomaten und Brüheinheiten, z.B. dass der Wildsche Kaffeevollautomat nicht nur eine Siemens ist (immerhin das wusste ich vorher auch schon), sondern eine Siemens EQ. 6 plus. Sie hat eine herausnehmbare Brüheinheit auf der rechten Seite. Diese herausnehmbare Sache ist übrigens nicht bei allen Kaffeevollautomaten möglich und sollte deshalb beim Kauf eines Kaffeevollautomaten zur besseren Maschinenpflege und für ein hochwertiges Kaffeearoma beachtet werden. Überhaupt ist die Brüheinheitsreinigung wirklich von zentraler Bedeutung bei so einem Kaffeevollautmonaten. Der Entriegelungsmechanismus der Brüheinheit ist rot gekennzeichnet und muss sich unbedingt locker und leicht betätigen lassen, sonst stimmt was nicht (aber dazu kommen wir vielleicht später noch mal…). Also eigentlich ist die Brühreinigungsangelegenheit ganz einfach: Automat ausschalten – an der rechten Seite Klappe aufmachen – Entriegelungshebel (leicht!!!!) betätigen – Brüheinheit rausnehmen – unter kalten Wasser gründlich reinigen – trockenen lassen – Brüheinheit wieder (leicht!!!!) einrasten lassen – Klappe zumachen – Vollautomaten einschalten. Und: Der Automat mach Kaffee! Yes, eine bessere Anleitung werdet ihr nicht finden… Wen es interessiert: Es gibt inzwischen mindestens die Siemens EQ.900, so zumindest der aktuelle Stand nach meinen intensiven Recherchen. Die Brüheinheit ist da ebenfalls auf der rechten Seite verbaut.

Es gibt keine YouTube-Videos zum Wiedereinsetzen des roten Entriegelungshebels. Ja, da staunt ihr auch, oder? Da heißt es ja immer es gibt für alles ein YouTube-Video. Wenn einem allerdings der rote Entriegelungshebel aus der Halterung fällt (ich betone FÄLLT, nicht bricht!). Dann gibt es dazu in der großen weiten YouTube-Welt kein hilfreiches Video! Ich bin ein wenig enttäuscht und auch stolz, dass ich die Entdeckerin einer YouTube-Lücke bin. Wer also Lust hat… Titelvorschlag: Einsetzen des roten Entriegelungshebels in der Brüheinheit der Siemens EQ. 6 plus. Überhaupt bin ich beeindruckt, wie viele Menschen es gibt, die mit großer Begeisterung und in leichter Sprache die Brüheinheiten-Reinigung der Siemens EQ. 6 plus in 7 Minuten-Videos anschaulich darstellen. Danke! Ich es aber bedenklich, dass so ein Entriegelungshebel einfach aus seiner Halterung rutschen kann, wenn man (in dem Fall ich) den Hebel bedient. Dabei habe ich mich exakt an die Anweisung der YouTube-Erklärer gehalten: Leicht und locker! Das kann doch auch nicht in Ordnung sein… Hier wäre mal ein kritischer Blick von Siemens auf ihre EQ. 6 plus wünschenswert.

Ich bin eine mutige und hartnäckige Entdeckerin und bin bereit für Neues! Ich bin sehr stolz darauf wie wagemutig ich mich heute in das Brüheinheitsreinigungs-Thema gestürzt habe, und bereit war, mich für Neues zu öffnen. Anstatt leise vor mich hin zu leiden (aufgrund des fehlenden Kaffeegeschmacks) habe ich den Automaten bei den Hörnern gepackt und bin aktiv geworden. Das nennt man Unabhängigkeit – vom Automaten und dem Wildschen Ehemann (dem ich dann leider doch noch per WhatsApp meine tragische Hebel-Erfahrung mitgeteilt habe auf der Suche nach Trost und Bestätigung.). Und ich habe heute die Entdeckerin in mir gesichtet: Als alles ohne Erfolg schien, habe ich die Brüheinheit und den Hebel in die Hände genommen und alle Zusammenhänge intensiv untersucht und ausprobiert. Innerhalb der Brüheinheit gibt es viele kleine Hebel und Schieber zu entdecken. Schade, dass das die YouTube-Videos nicht zeigen. Ohne diese Hebel-Panne hätte ich also nie entdeckt wie das Innenleben der Brüheinheit konzipiert und aufgebaut ist. Ich weiß schon, dass ich hartnäckig sein kann – wenn ich will. Ich bin aber auch eine, die auf- und abgibt, wenn sie nicht mag, sich etwas nicht zu traut oder kein Interesse hat. Umso begeisterter bin ich von meiner zähen Enteckerinnen-Seite, die mich das Ding nicht zur Seite legen lässt und (fast) enthusiastisch versucht herauszufinden wie es gehen könnte. Schön, dass du in mir bist, Entdeckerin!

Der Stand der Dinge: Der Hebel ist immer noch nicht in der dafür vorgesehen Halterung. Aber das ist okay. Da ich nun aber (aufgrund meines Entdeckertums) genau weiß, wo der Hebel rein muss, bleib ich dran und bin guter Dinge, dass das noch wird. Und wenn ich will (und die Klappe der rechten Seite zu drücke) kann ich den guten Kaffeevollautomaten-Kaffee trinken!

Gerade überlege ich, ob es was Bedenkliches hat, dass ich über einen Kaffeevollautomaten (ab jetzt beim Namen genannt: Siemens EQ. 6 plus) und seine Brüheinheit schreibe. Aber dann denke ich an die vielen Menschen, die 7 Minuten-Videos dazu aufnehmen und fühl mich wieder ganz gut.

Ich werde prüfen, ob ich diese Brüheinheitsreinigungs-Aufforderung künftig mal in Gruppen als Selbsterfahrung anbiete, die Aufgabe hat Potential. Jetzt aber erst mal n Kaffee… 🙂

© Katjenka Wild