Schon seit einer ganzen Weile beobachte ich, dass sich ein neues Wort in meiner Gedankenwelt und meinem Wortschatz immer öfter als passend anbietet: „Inselbesuche“ heißt das neu-aufdringliche Wort. Entstanden ist das Inselwort mit seiner spezifisch Wildschen Bedeutung sehr spontan vor einigen Wochen in einem nachdenklich-abendlichen Raucherpausen-Gespräch mit einem Kollegen.
In einem Meer an Endlos-Aufgaben, -Terminen und -Verpflichtungen, in dem ich funktioniere und die jeweils geforderte Rolle performe, braucht es „Inselbesuche“ zum Verschnaufen. Inseln zeichnen sich dadurch aus, dass auf ihnen nichts als FREI(er)-Raum ist. Alles was ich gerade BIN, nicht SEIN kann und noch gerne WERDEN würde, hat auf der Insel Platz – ohne besondere Aufmerksamkeit zu fordern oder einen Bearbeitungsauftrag! Alles in mir ist einfach dabei und nichts davon muss irgendwie ein oder weg sortiert werden. Ich muss nichts mit mir und in mir tun. Ich darf absolut un-passend für die gesellschaftlichen Schablonen und die Erwartungs-Formen meiner Mit-Menschen sein. Es gibt ganz einfach nichts an mir zu optimieren oder zu eliminieren.
Es hat einige Jahrzehnte und ungezählte „scheinbare“ Inselbesuche gebraucht bis ich mir ausreichend viel persönliches Insel-Wissen angeeignet hatte, um damit die katlll-Inseln finden zu können. Denn was ich als Inselqualitäten erlebe und mir damit das FREI atmen ermöglicht, ist individuell und kann sich im Laufe des Lebens verändern. Aus meiner Erfahrung können „Inseln“ Orte, Menschen und Momente sein (aber z.B. auch der Wildsche Hund verfügt über Inselqualitäten). Inselbesuche sind wert-volle Reisen, die ich mir selbst schenken darf, aber (ehrlicherweise sei hier gesagt) auch muss, denn fürs innere Inselwesen ist jeder selbst verantwortlich. Ich kann zwischen kurzen und langen Inselaufenthalten wählen. Viele von uns versuchen sich vielleicht mit wenigen, dafür zeitlich längeren Inselbesuchen (wie z.B. einigen jährlichen Urlaubsreisen) im Alltagsmeer über Wasser zu halten. Vielleicht auch, weil sie bisher nur wenige Inseln entdeckt haben, die auch für Kurztrips geeignet sind. Ich glaube, dass es vor allem die regelmäßig-kurzen Inselbesuche sind, die mich zu einer guten Alltagsschwimmerin machen. Kurz-Inseltrips, auf denen ich Luft holen und FREI atmen kann, um dann wieder ins Alltagswasser zu gleiten und weiter zu machen.
Und dann kann es sein, dass es (Lebens) -Zeiten und -Umstände gibt, da spüren wir in uns, dass die üblichen Inselbesuche nicht mehr ausreichen, um sich vom Meer der Performance und Anpassung ausreichend erholen zu können. Vielleicht weil die Inselbesuche zu selten geworden und/oder die Verweildauer auf der Insel, für das was das Alltagsmeer gerade abverlangt, zu kurz ist. Oder wir machen die Erfahrung, dass etwas noch eine „Insel“ zu sein scheint, jedoch wichtige Inselqualitäten verloren gegangen sind. Auch das ist okay: Sich von einer Insel zu verabschieden, die bis hierher ein guter Erholungsort war und zu neuen Inselufern aufzubrechen!
Wildsche Insel-Empfehlungen:
Sei begeisterte(r) Inselwissen-Sammler(in)!
Mach viele (immer und ständig) Kurz-Inseltrips (auch wenn du glaubst, die Kraft fürs Alltagsmeer reicht noch aus)!
Plane Langzeit-Inselbesuche!
Inselbesuche planen sich nicht von alleine! Quetsch sie rein, räum anderes raus und mach Platz für deine Inseln!
Auch wenn du echt gute Inseln hast: Sei neugierige(r) Insel-Neuentdecker(in)!
Gute Reise 🙂
Nachtrag: Nö, ich bin selbst keine perfekte Inselbesucherin… muss ich und „man“ aber auch gar nicht. Mir entgehen immer noch eine Menge Inselbesuch-Gelegenheiten. Aber wenn ich mal auf einer Insel bin (egal wie lange), dann feier ich das und genieße… 🙂
© Katjenka Wild