Auf der Autofahrt erklärt mir die Wildsche Teenager-Tochter, dass ich ein „Main Charakter“ bin. Die wichtigste Frage zuerst geklärt: Ist das was Gutes? Jooo… Die restliche Autofahrt nutze ich, um mir detailiertes Wissen über das „Main Charakter-Dasein“ anzueigenen.

Main Charakter sind Menschen, die in ihrem Leben „Raum“ einnehmen. Sie strahlen für sich, und auf andere Menschen aus. M.C.-Menschen leben „eigen“…. Sie erlauben sich, zu tun wonach ihnen ist. Dabei ist ihnen nicht wichtig, wie Andere das finden und darüber denken. ( Die Teenager-Tochter führt hier als Beispiel an, dass ich mich in der Öffentlichkeit, einfach irgendwo auf den Boden hocke und mein Buch lese…)

Main Charakter machen ihr „eigenes Ding“ (O-Ton der Teenager-Tochter). Sie stehen für „etwas“ und versuchen „dieses etwas“ zu leben. Während dieser Autofahrt-Ausführungen war mir diese M-C.-Sache eine zeitlang eher unsympathisch – bis ich verstanden habe, dass diese Menschen eben nicht alles Wissen, Können und nur so Strotzen vor Selbstbeswußtsein. Nein, tun sie nicht… Sie zweifeln, sind manchmal müde und fühlen sich, immer mal wieder, ziemlich durcheinander. Und dabei versuchen sie, sich selbst und das woran sie glauben, lebendig und echt, werden zu lassen.

Main Charakter-Sein ist ne krasse Sache, wie mir scheint. Es hat was mit „authentisch sein“, für etwas „Stehen und ein-Stehen“ und ein wenig mit „auf Konventionen“ und auf „das-was-man-doch-nicht-tut-Pfeifen“ zu tun. Das gefällt mir.

Deshalb bedanke ich mich bei meiner Teenager-Tochter für diese Einschätzung: Danke, Tochter…

Nachtrag: Ich hab mir ein Main Charakter-Sweatshirt bestellt. Das ist cool…

© Katjenka Wild